Verwunschene Orte in Deutschland
Lost Places
Rund um verlassene Orte, sogenannte Lost Places, ranken sich viele Mythen und Schauergeschichten. Passend zu Halloween stellen wir einige dieser besonderen Orte in Deutschland vor, die nicht nur fotogen sind, sondern auch für Gänsehautmomente sorgen.
Das schmucke Krankenhaus – die Beelitz-Heilstätten in Brandenburg
Das 19. Jahrhundert war unter anderem geprägt von Seuchen und Krankheiten. Besonders heimtückisch war die Tuberkuloseepidemie, die in den 1880er Jahren hunderttausende Menschen infizierte, oftmals tödlich. Zum Glück war die Lungenkrankheit jedoch teils behandelbar und so wurden nach und nach Lungenheilstätten, wie die Beelitz-Heilstätten bei Berlin, gebaut, in denen sich Arbeiterinnen und Arbeiter bestenfalls davon erholen konnten. Der Bau des Sanatoriums galt auch als Versuch, die weitere Ansteckung in der Stadt einzudämmen. 1902 fertiggestellt, glich das Sanatorium mit seinen weitläufigen Säulengängen und großen Fenstern nahezu einem Palast. Und für die damalige Zeit war die Heilstätte mit einem ausgeklügelten Lüftungssystem sowie einem eigenen Fernwärmekraftwerk technisch bestens ausgestattet. Interessant: Der Arzt Robert Koch, nach dem das Robert Koch Institut benannt ist, war maßgeblich an der Entwicklung von Heiltherapien gegen Tuberkulose beteiligt.
Bis 1930 wurde der Prunkbau immer wieder erweitert, um mehr Genesende mit frischer Waldluft versorgen zu können. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis nach der deutschen Wiedervereinigung nutzte die Rote Armee den 60 Gebäude umfassende Komplex als Militärkrankenhaus. Seit 1994 ist die ehemalige Heilstätte nun jedoch ein Lost Place und obendrein Naturreservat für Pflanzen, Insekten und Tiere, die sich auf etwa 200 Hektar Fläche einen neuen Lebensraum geschaffen haben.
Doch es ranken sich um diesen verwunschenen Ort bei Berlin auch einige Mythen: Beispielsweise erzählt man sich, dass nachts wohl Schritte oder sogar Schreie ehemaliger Patientinnen und Patienten aus den verlassenen Gebäuden zu hören wären – manche Türe sollen sich wie von Geisterhand selbst öffnen. Lange Zeit war der Ort daher bei Geister- und Gruselfans ein beliebter Treffpunkt.
Heute ist der Ort nicht nur für Spukgeschichten, sondern auch für seinen atemberaubenden Blick über Berlin bekannt. Mutige können sich auf den 320 Meter langen und bis zu 23 Meter hohen Baumkronenpfad oder auf den 36 Meter hohen Aussichtsturm wagen.
Die ehemalige US-Abhörstation am Berliner Teufelsberg
Mitten im lauschigen Grunewald nahe dem Berliner Olympiastadion liegt der Teufelsberg, der wie so viele Berliner „Berge“ aus Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstand. Auf der Bergspitze liegt die ehemalige amerikanische wie britische Abhörstation, die von zahlreichen Aussichtspunkten Berlins zu sehen ist. Aufgrund seiner taktisch idealen Lage inmitten eines Waldes an der Grenze zu Brandenburg, also dem Gebiet der damaligen DDR, war der Teufelsberg ab 1972 der perfekte Ort, um geheimen Staatsgesprächen zu lauschen.
Mit Ende des Kalten Krieges haben die Westmächte die Abhörstation aufgegeben, das Areal war mehr oder minder verlassen. Der verwilderte Charme der Umgebung ist aber nicht nur bei Einheimischen und Reisenden beliebt. Der Komplex ist heute Ankerpunkt für die Berliner und sogar europäische Street Art-Szene. Künstlerinnen und Künstler nutzen das Gelände als Galerie für ihre Kunstwerke, Wandmalereien, wechselnde Ausstellungen, Skulpturen und Musik-Events.
Der Ort eignet sich zudem für einen ausgiebigen Spaziergang im Grünen und bietet auf der 360°-Aussichtsplattform beeindruckende Ausblicke über die Hauptstadt, insbesondere bei Sonnenuntergang. Dieser Programmpunkt lässt sich bestens mit einer danach folgenden Taschenlampen-Tour durch die geschichtsträchtigen Bereiche des Teufelsbergs verbinden. So taucht man hautnah in die Welt der Spionage im Kalten Krieg ein und erlebt die mysteriöse Stimmung auf dem nachts vermeintlich totenstillen Areal.
Auf den Spuren von Hollywood-Stars und royalen Persönlichkeiten – das Schlosshotel Waldlust in Baden-Württemberg
Von Berlin geht es weiter nach Baden-Württemberg, zum ehemaligen Schlosshotel Waldlust. In der 1902 erbauten Residenz stiegen die Stars und Sternchen des 20. Jahrhunderts ab. Das noble Grand Hotel verfügte über 140 Zimmer, 60 Privatbäder, 100 Liegebalkone und einen Ballsaal. Es bot ausreichend Platz für namhafte Gäste wie Hollywoodlegende Mary Pickford oder den damaligen schwedischen König. In majestätischer Kulisse mit Panoramablick auf die Schwäbische Alb und mit Himmelbetten, Kronleuchtern und Samtsessel ausgestatteten Zimmern fehlte es an nichts.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Grand Hotel dann in ein Lazarett, ab 1945 zur Privatkrankenanstalt mit paralleler Gästebewirtung umfunktioniert. Von 1949 bis zur endgültigen Schließung 2005 wurde das Gebäude schließlich wieder als reines Hotel genutzt. Heute finden dort unterschiedliche Fototouren, Themenführungen, Ausstellungen, Konzerte sowie vereinzelt Filmdrehs, beispielsweise für die Mystery-Doku-Serie Haunted – Seelen ohne Frieden oder den Horrorfilm Bela Kuss: Prologue, statt.
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